Die Rheinpromenade und das ehemalige Hafengelände

Was wohl alle Besucher unserer Stadt gesehen haben ist die Flaniermeile am Rhein. Sie reicht vom Rhein-Nahe-Eck an der Hindenburganlage vorbei an der alten Stadthalle / ehemaligen Palazzo über 2,2 km bis zum Binger Yachthafen, wer weiter geht kommt irgendwann am Bauer-Schorsch bzw. an der alten Hindenburgbrücke raus, von dort aus gelangt man auf den Fahrradweg weiter am Rhein entlang nach Gaulsheim und Ingelheim. Von Bingen aus zeichnet sich den Besuchern ein Panorama auf den Mäuseturm auf einer Rheininsel, die Burgruine Ehrenfels in den rechtsrheinischen Weinbergen über das Nationaldenkmal „Germania“ im Niederwald bis hin zur Rüdesheimer Altstadt.

Schon vor der Entstehung des Hafengeländes im Jahr 1896 wurden Waren am Binger Rheinufer verladen. Das letzte sichtbare Relikt aus dieser Zeit ist der alte Kran neben dem Zollamt, der zurück bis ins Jahr 1487, also bis ins späte Mittelalter, datiert wird. Bis zur Aufschüttung, als künstliche Vergrößerung des Rheinufers 1890, war der Kran direkt am Wasser gebaut. Daran lässt sich die von Menschenhand erschaffene Vergrößerung der Landmasse und somit Verringerung und Begradigung des Flußgebietes erkennen.

Von 1896 bis in die 1990er-Jahre waren 1,5 km des Rheinufers vom Binger Handelshafen belegt, ab dem Zollamtsgebäude war keine zivile Begehung mehr erlaubt. Ab dort war das Gelände mit Schienen und Kräne, die zum Güterumschlag benötigt wurden belegt. Im wesentlichen waren hier Menschen aus Bingen und Umgebung in Verlade-, Lager- und Baustofffirmen beschäftigt.  die Nach dem deutschen Wirtschaftswunder in den 1960er Jahren ging verschob sich der Güterumschlag immer mehr ins Rhein-Main Gebiet, welches sich weiterhin schnell und deutlich zum Ballungsraum für Wirtschaft und Industrie entwickelte. Immer mehr Hafenbetriebe stellten den Betrieb nach und nach ein, so dass sich die jährliche Verlademenge zwischen 1990 und 2000 von 650.000 auf 170.000 Tonnen verringerte. Nachrechnungen ergaben, dass der Hafenbetrieb nur unter massiven finanziellen Anstrengungen und einem 24-Stundenbetrieb maximal auf Null betrieben werden konnte – Null bedeutet leider auch Null Gewinn. Auch aus städtebaulicher Sicht und umwelttechnischer Fragen war ein Weiterbetrieb des Hafens in dieser Form mehr als fragwürdig – der Rhein ist in „Bingen am Rhein“ ein Besuchermagnet, Lärm wie Emissionen stehen dem entgegen und stören die Anwohner zunehmend. Aus diesem Grund wurden im nächsten Jahr (´98) Kommissionen eingerichtet, die sich mit der Frage der weitergehenden Möglichkeiten des Hafengeländes beschäftigten. Ideenwettbewerbe unter dem Motto „Umgestaltung des Binger Hafens und der angrenzenden Gebiete – Bingen an den Rhein!“ (2000) und politische Überlegungen gingen immer mehr in die „grüne“ Richtung – der Gedanke der für die Nutzbarmachung für die Öffentlichkeit war aufgrund fehlender Parkanlagen naheliegend, aber auch der touristische Gesichtspunkt, der für Bingen schon immer einer der größten Wirtschaftsfaktoren war, war mit ausschlaggebend. Doch sollte es nicht nur eine Parkanlage werden, sondern eine vielfältig nutzbare Fläche aus Leben, Wohnen und Arbeiten.

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Hafenbetrieb in den 1960ern – Bild wurde zur Verfügung gestellt duch Hendrika Sonntag / www.kaltnaggisch.net

2003 bewarb sich die Stadt Bingen beim Land Rheinland-Pfalz um die Ausrichtung der Landesgartenschau und bekam im Jahr 2004 den Zuschlag als Ausrichter der LGS 2008. Zusammen mit dem brachliegenden Bahngelände am Rheinufer Bingerbrück, welches 2004 durch die Stadt Bingen erworben wurde, wurde die gesamte Rheinpromenade zum Landesgartenschaugelände erklärt, ab 2005 begann der Rück- und Umbau des Hafen- und Bahngeländes. Da die Stadt Bingen mit ihrem Vorhaben unter das von der Bundesregierung ins Leben gerufene Programm „Stadtumbau West“, quasi eine Ergänzung zum „Wiederaufbau Ost“, schlüpfte, wurden die Arbeiten mit 4,9 Millionen Euro durch den Bund bezuschusst.                                                                                                               Alte „Buden“ von Schifffsgesellschaften wurden zu gastronomischen Betrieben, im Hafenkerngebiet wird die „Gartenstadt“, mehrere moderne Wohngebäude, errichtet und das Zollamt wurde 2013 zu einem mittlerweile sehr angesehenen Gastronomiebetrieb, der in seinen oberen Stockwerken Wohnungen der Eigentümer beherbergt und seine Fühler weiter in andere Binger Gebiete ausstreckt. Zum Beispiel ist das „Zollamt“, wie es heute noch immer heisst, Veranstalter des „Binger Oktoberfestes“ und richtet seit 2015 auch das „Binger Winterwunderland“, eine Art Weihnachtsmarkt bis in den Januar rein auf dem Gelände des ehemaligen Gartengeländes der alten Festhalle aus. Der Rest dient der Erholung und Touristik.

Folgende Bilder dokumentieren den aktuellen Zustand im Februar 2016:

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